Alte Zöpfe...

Es ist auch 2021 noch so: Es gibt die Hundetrainer, die mit den schönsten  Geschichten & Mythen ihr Wissen aus den 70 und 80 Jahren verkaufen und es gibt die, die sich mit der konzeptionellen Entwicklung der Hunde- und Wolfsforschung kontinuierlich mit weiterentwickeln.

Und im Ernst? Was haben wir für Quantensprünge erlebt in den letzten Jahrzehnten! Und das, obwohl die Lerntheorie auf die alles moderne Hundetraining beruht eigentlich seit über 100 Jahren bekannt ist. 

Wir dürfen Danke sagen an Eric Zimen, der ein richtig vollwertiges Ethogramm der Gehegewölfe um 1980 fertigstellte und ein Meilenstein ist und war für vieles weitere. Damit gingen die Forscher raus in die Natur um festzustellen - die Dogmen der Gehegewölfe halten dem Verhalten der Wölfe in der freien Wildbahn größtenteils nicht stand. Es kam viel Neues dazu - auch auf dem Gebiet der Forschung an wilden Hunden. Aber es bewegte sich. Dinge wurden in Frage gestellt und diskutiert und erforscht.

2003 kam Dr. Mech dann mit dem bahnbrechenden Buch hervor, dass restlos Schluss machte mit all der Dominanztheorie und Rangordnungs- Auswüchsen bei Wölfen.

2008 kam u.a. "Dominance in Dogs - Fact of Fiction?" von Barry Eaton raus.

Herrlich zu lesen und das 4 Kapitel zeigt uns all die alten "pack rules" auf. Das war DER Hundeerziehungsansatz der uns in den 1980 und 1990 durch Funk und TV näher gebracht wurde. Logisch war der Kernansatz vieler Hundeschulen.

Alles drehte sich da drum. Wir Menschen essen VOR dem Hund! Selbstverständlich gehen wir auch VOR dem Hund aus der Tür raus und NIE darf ein Hund auf dem Sofa liegen. ER spielt dann sein Dominanz aus und er MUSS seinen Platz in der Familie (ganz unten) kennen.... 

Wie wundervoll beschreibt nun Barry was wir da für einen totalen Quatsch geglaubt haben. Wie wir uns restlos verrannt haben und was wir daraus lernen konnten.
Lesenswert auch wenn man an der ein oder anderen Stelle in sich gehen darf und ein Stossgebet zum Himmel schickt, weil man ja schliesslich damals auch Hunde nach der Art gehalten hat..!!

Nur: mit dem Wissen von Heute lässt sich der Ansatz nicht mehr leben!

Ethisch gesehen, sind viele Praktiken von damals jetzt tierschutzrelevant. Dennoch findet es statt. Mitten unter uns wird der Hund bedrängt, runtergedrückt, kleingemacht, erniedrigt und missverstanden und über ihn brutale körperliche und geistige Macht ausgeübt. Der Mensch spielt sich hier als "Herr & Meister" nachwievor auf. Er ist die Krone der Schöpfung.


Nur: Das ist falsch. Da hilft auch die schönste Verpackung nicht. Das tollste Marketingkonstrukt drum herum, dass man sich als souveräner "Leader" mit dem Hund durch den Alltag bewegt. In Harmonie versteht sich und das heisst, der Hund himmelt einen an und trottet brav mit.
Das man als Alpha immer ihm den richtigen Weg zeigt und das mit der richtigen Ausstrahlung. Hauch von Esoterik kommt derzeit gut an. Fehlt die Ausstrahlung, gibt es unerwünschtes Verhalten im Hund und man ist ein Loser, der keinen Hund führen kann! Einfach, so ist die Natur

Mit Hundeerziehung und dem Zusammenleben und Verstehen der Spezies Hund hat das NULL Komma NULL zu tun! 

Was es so schwer macht ist diesen Besitzern zu vermitteln, dass sie sich auf dem Holzweg befinden. Denn lieben tun sie ihre Hunde auch. Diesen gemeinsamen Nenner haben wir.. Dann trennen sich die Wege. 

Denke, wer aber anfängt seine Wissen auf dem Gebiet zu erweitern und kennen lernt, was sich da geändert hat und woher dieses Wissen kommt - kann nicht mehrt anders als sich die alten Zöpfe abzuschneiden und in die Moderne einzutreten.

Macht es und ihr werdet in eine ganz wunderbare Art des Zusammenlebens mit Hund eintauchen. Erfahrt es selber und macht mit. Mein Motto bleibt dabei: Gewalt beginnt - wo Wissen fehlt!