Anti-Jagd-Training ist im Bereich der Ausbildung eine mehrfach Marathon-Distanz

Wer einen Hund hat mit ausgeprägten Jagdtrieb der kommt um eine solide Ausbildung nicht drum herum. Denn, sonst ist der Freilauf ein unkalkulierbares Risiko für alle. 

Wurde früher dem Hund dieser Trieb mit Gewalt und Bestrafung "aus-getrieben" - löste das auch dort nicht immer das Problem. So manch Hund mit sehr starken Jagdtrieb verlor sein Leben. Rede nicht nur von den Hunden die ausgebildet wurden für die Jagd und weil sie nicht 100% abrufbar, erschossen wurden, sondern auch so manch Familienhund hat auf Grund seines extremen Triebes zu Jagen sein Leben verloren. 

Es ist einer der aller stärksten Triebe und gibt dem Hund eine sehr grosse Befriedigung. Er reagiert oft nur auf seinen tief verankerten Instinkt und nicht auf gelerntem Verhalten. Der heutige Ansatz zum Training liegt auf der Kooperation von Hund und Halter in dem artgerechten Erleben dieses Triebes - ohne - das Tiere zu Schaden kommen. NICHT zerstören und unterdrücken - sondern gemeinsam und kontrolliert auf die "Jagd" gehen. Das Bedarf ein Umdenken und auch Mut sich von einem alten Zopf zu trennen. 

Je nach stärke des Triebes braucht das ein sehr langwieriges - aber sehr schönes Training. Hund und Halter bilden ein Team und lernen ein kontrollierbares Zeitfenster aufzumachen. Dieses Fenster ermöglicht es dem Hund sich abzuwenden vom Objekt und erhält dafür  eine artgerechte Belohnung - die an das "Jagen" herankommt. Er darf schauen und schnüffeln und.... kommt dann zum Halter zurück und erhält dafür adäquate Belohnung.

Somit ist klar: mit einem trockenen Stück Keks muss ich einem Hund im Jagdfieber nicht kommen - um ihn davon abzuhalten z.B. der Katze nachzurennen, sie zu hetzen, zu fangen, zu schütteln... und zu töten/fressen! 

Für meine 2 sind Murmeltiere DIE Herausforderung! 

MurmeltierJPG

In der freien Natur reagieren die 2 direkt auf deren Alarm-Pfiff extrem! Früher war dann der Reflex da mit 1000% Körpereinsatz blind hinterher zu springen. Egal, ob da eine Person mit Bauchgurt und Leine dran hing oder die auch noch was am rufen war.
Deren Kraft reicht aus - um einem so von den Beinen zu holen und auch dann wird nicht angehalten. Es geht über Stock und Stein hinterher. Ohne Rücksicht auf Verluste. Lebensgefährlich - das ist klar.

Mittlerweile hatten wir ein Zeitfenster erarbeitet in dem sie im Stande sind, die Murmeltiere in Ruhe anzuschauen und sich dabei hinzusetzen. Für den einen Hund war dann als Belohnung DAS Grösste, darf er die geladenen Energie im ganzen Körper abstreifen und wollig dabei brummen, manchmal noch ein gemeinsamer Sprint hinterher. Der andere kann den Blick in Ruhe abwenden und erwartet dafür was anderes....

So bedarf es pro Hund eine individuelle Belohnung um diesem hohen Reiz standhalten zu können. Bei den Rehen ging das flotter zu Lernen und da heisst das Zauberwort heute "Fritz und Franzi". Ertönt das im Angesicht von Rehen - wo auch immer und egal in welcher Anzahl - nehmen die 2 Platz/Steh/Sitz und sitzen in der ersten Reihe und schauen und schauen und gehen auf Kommando dann in Ruhe vorbei. Das GEHEN als Bewegung und das Aufnehmen dieser Fährte mit der Nase ist die Belohnung für den Gehorsam vorher.

Gut haben wir einen Tierpark in der Nähe, wo man das üben kann. Mit den Hirschen ging das Ganzjährig und das klappt schnell. Aber man muss es für jedes Tier neu lernen. Da kommt nun die Marathon-Distanz zum Vorschein.

Für die Murmeltiere sind wir noch nicht so weit! Es gab im Tierpark mitten im Training Neue. Die zeigten sich nicht. Sie mussten sich an das Gehege gewöhnen und glänzten somit mit Abwesenheit. Unser Training ruhte. Danach, bedingt durch Corvid-19, war der Tierpark geschlossen. Jetzt konnten wir wieder üben und was stellte sich heraus? Die Hunde hatten stückweit "vergessen" was sie schon gelernt hatten.

Die Aufregung war um Längen stärker, wie sie schon mal war.

Wichtige Erkenntnis für alle die damit beginnen.

Dieses Training darf man nie vernachlässigen um wirklich erfolgreich zu sein. Der Trieb kann nur kontrolliert werden und bleiben, übt man an diversen Tieren die Vorgehensweise und ermöglicht es regelmässig den Hunden hieran zu arbeiten und diese Triebe kontrolliert auszuleben. 

Somit setzen wir da jetzt neu auf. Gemeinsam, werden wir auch hier einen wichtigen Schritt weiter kommen.
Nur ich mache mir nichts vor. Meine 2 Husky werden auch dann nicht automatisch zu Freigänger. Zu flott vergessen sie im Freilauf, dass es Zweibeiner gibt, die den Takt durchgeben! Vater und Sohn können gut ohne uns sein und orientieren sich stark aneinander, sind ein blind aufeinander eingestelltes Team - da sind wir abgemeldet  mit unserem entfernten Zuruf!

So geniesst, wenn, dann immer nur einer die Freiheit und der andere darf dann weiter am Bauchgurt ZIEHEN. Der mit am stärksten vorhandene Trieb im Husky, der somit herrlich bedient wird. 

Bitte unterschätzt nicht die Zeit die hierbei aufgewendet werden darf. Es macht irre Freude und kann von Beginn an eingeführt werden und so manch Hund gleich vom latent unkontrollierten Jäger zu kooperativen Begleiter machen.