Tierpark Langenberg für Beobachten von Hundeverhalten auch genial

In der Dämmerung früh an einem Sonntagmorgen ist es ruhig im Tierpark. Die vereinzelten Besucher kennen sich, geniessen und beobachten in Ruhe die Tiere. 

Seit ein paar Wochen ist eine neue Fähe im Wolfgehege eingezogen. Sie bildet zusammen mit dem letzten Rüden der "alten" Garde evtl. ein Neues Paar. Sie können via Schleusen vom einen kleineren Gehege wechseln ins ganz grosse. Schon ein paar Wochen beobachteten wir, dass die Wölfin auf einem Baumstumpf öfter Platz nahm und über die "Grenzen" des Gebietes in den Park schaute. Wir wurden jedes Mal genau angeschaut, wenn wir mit den 2 Hunden auf dem Weg in Distanz vorbei gingen. Sie gewöhnte sich langsam ein in ihre neue Umgebung.

Gestern nun beschloss die Wölfin, dass sie uns genug "beäugt" hatte und entschloss sich zur Kontaktaufnahme. Soweit es die diversen Zäune natürlich ihr erlauben. 

Unser Anori hat für sowas eine ganz feine Antenne und bemerkte das umgehend. Es zog ihn in die Nähe des Zauns und die Fähe stand "direkt" vor ihm. Sie schauten sich lange und ruhig direkt in die Augen. Ohren bei beiden nach vorne gestellt, Ruten entspannt runter und ganz weich war die Körperhaltung von beiden.
Dann ging die Wölfin vorne runter und machte die klassische "Spielaufforderung". Anori auch. Beide schwänzelten nun um die Wette, schauten sich dabei in die Augen und ihr "Spiel" ging los.

Beide preschten ein paar Meter (Leine!!!) nach links - schauten sich an, gingen wieder vorne nach unten und sprangen dann in die andere Richtung.  Das ging hin und her und die Fähe drehte sich um die eigene Achse, machte Pirouetten auf der Stelle und rannte wie ein Pfeil ein paar Meter rein ins Gehege. Blieb stehen, schaute über die Schulter zum Anori und "forderte" ihn fast auf, mitzukommen. Der hätte sich das sogar getraut - aber - Zaun war da. Also sprang er nur vor bis zum Zaun und dann wuffte er einmal. Ansonsten war Ruhe zwischen denen. Die Fähe kam wieder zum Zaun zurück und am Zaun ging es wieder hin und her. Immer wieder vorne runter und sich dann anschauen. Wahlweise rannten beide nach Links oder Rechts und trafen sich dann immer mit langen intensiven Blicken in vorne runtergebückten Haltung.  Ab Punkt X, rannte die Fähe den gesamten Zaun entlang - ein echter Sprint... das ging an ihrer Seite, auf unserer Seite ist da Gestrüpp und Bäume! Anori schaute ihr hinterher und blieb stehen.... die Fähe dann auch, drehte sich um und kam erneut zu ihm gerannt im gestreckten Galopp. Da standen die zwei nun wieder, getrennt vom Zaun und der dazugehörigen Distanz und schauten sich tief in die Augen.

Wie sie endgültig bemerkte, Anori kann ja wirklich nicht folgen, drehte sie ab und trottete davon. Beobachtete uns aber aus Distanz wie wir gingen. Sie schaute uns richtig nach. In der Natur der Sache "flirtete" sie wohl jetzt mit potentiellen Kandidaten. Evtl. sah sie in Anori einen davon?

Nun können wir daraus uns ja die feinsten Geschichte im Kopf ausdenken. Aber, nüchtern betrachtet, haben hier zwei Canidenarten sich verständigt. Beide konnten die gesendeten Signale voneinander richtig deuten und sind darauf eingestiegen. Dankbar und total glücklich darüber gingen wir weiter. Logisch hat man dann nicht die Video Kamera parat - sondern geniesst diesen Moment in vollen Zügen. Abgespeichert in Kopf und Herz ist diese Begegnung und der Anori zeigte eins seiner besonderen Talente. 

Wir dürfen in diesen Tierpark weitestgehend mit den angeleinten Hunden und sollten dafür den Betreibern sehr dankbar sein. Schaut Euch an, wie die Hunde auf die unterschiedlichen Tiere reagieren und sorgt dafür, dass die Tiere in den Gehegen nicht gestört werden. Die Wölfin kam von sich aus, nach den ganzen Wochen und trottete dann auch wieder davon. Bin gespannt ob sie uns beim nächsten Mal wieder erkennt. 


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